Rücken
(von: Prim. Priv.-Doz. Dr. Gerd Ivanic, Facharzt für Orthopädie und orthopädische Chirurgie)
Mit Problemen im Bereich Rücken sind Sie in der Privatklinik Graz Ragnitz gut aufgehoben. Eine breite Palette von Spezialisten - Orthopäden, orthopädische Chirurgen, Neurologen, Sportmediziner und Physiotherapeuten - finden die für Sie maßgeschneiderte Therapie.
Rückenschmerzen: Medizinische Informationen
Hier finden Sie tiefergehende medizinische Informationen zum Thema Rückenschmerzen:
Ursache
Der Bandscheibenvorfall (Diskusprolaps) wird hauptsächlich durch Abnützung verursacht. Die Bindegewebshülle, die den weichen, geleeartigen Kern der Bandscheibe umgibt, gibt nach, so dass die Bandscheibe aus dem Zwischenwirbelraum heraustritt und gegen das Rückenmark oder gegen die Nervenwurzeln oder Nervenbündel im Wirbelkanal drückt. In der Folge kommt es häufig zu einer Entzündung der betroffenen Nervenwurzel, was wiederum zu heftigen Schmerzen entlang der Nervenbahn führt.
Ist beispielsweise der Ischiasnerv betroffen, spricht man vom Ischiasschmerz (Ischialgie). Ein plötzlich einsetzender, stechender Schmerz in der Lenden-Kreuzbein-Region, mit zum Teil Lähmungsgefühl und Bewegungssperre wird als Lumbago („Hexenschuss“) bezeichnet.
Ein Bandscheibenvorfall kann ohne Symptome verlaufen. Sind jedoch Symptome vorhanden, sind diese hauptsächlich auf den Druck gegen einzelne Nervenwurzeln, das Rückenmark oder die Nervenfaserbündel in der Lendenwirbelsäule zurückzuführen.
Symptome
- dumpfe Rückenschmerzen im Bereich der Lendenwirbelsäule oder Halswirbelsäule
- schmerzbedingte Bewegungseinschränkungen und Kraftabschwächung einzelner Muskeln
- intensive Rückenschmerzen mit Ausstrahlung in Arme und/oder Beine
- Gefühlsstörungen (Taubheitsgefühl oder Kribbeln)
- Nervenausfälle mit Lähmungserscheinungen
- Fehlende Beherrschung der Blasen- und Mastdarmfunktion
Diagnose
Wichtig für die Diagnose sind Leitsymptome, wie Schmerzen und Gefühlsstörungen, die auf einen bestimmten Körperabschnitt beschränkt sind – so genannte radikuläre Symptome.
- Allgemeine körperliche Untersuchung
- Neurologische und orthopädischen Untersuchung
- Bildgebende Verfahren (Magnetresonanztomographie oder Computertomographie) erlauben die exakte Bestimmung, wo die Bandscheibe aus dem Wirbelkörper ausgetreten ist und welcher Nerv betroffen ist.
Therapie
- Schonung: Um die Nervenwurzeln zu schonen sollten heftige Bewegungen sowie Sportarten wie Reiten, Laufen oder Radfahren vermieden werden. Auf Massagen sollte man ebenfalls verzichten, sie schaden in dem Fall oft mehr als sie nützen.
- Medikamentöse Schmerztherapie
- Infiltration
- Physiotherapie
- Operation
Bei Lähmungserscheinungen (insbesondere in den Beinen) oder Kontrollverlust der Blasenfunktion ist eine Operation meist unerlässlich. Dabei wird der vorgetretene Bandscheibenkern entfernt, manchmal werden auch ganze oder teilweise Wirbelkörper entfernt. Dies geschieht heute mit Hilfe eines minimal-invasiven Eingriffs, wobei das Bandscheibengewebe mit Hilfe von Lasern oder speziellen Instrumenten abgetrennt und abgesaugt wird. Bei sehr schmerzhafter Bandscheibendegeneration wird oft ein prothetischer Ersatz der Bandscheibe durchgeführt.
Skelett bedingte Rückenschmerzen
Bei der Wirbelkanalstenose (Verengung des Wirbelkanals) handelt es sich meist um eine verschleißbedingte Erkrankung der Wirbelsäule mit Verengung des Wirbelsäulenkanals und einer dadurch verursachten Bedrängung des darin liegenden Rückenmarkes bzw. der darin verlaufenden Nervenwurzeln.
Ursache
Ursache für die Verengung des Wirbelkanals ist meist eine Dauerbelastung der Wirbelsäule mit einer Abnützung der Strukturen. Die Verengung des Wirbelkanals kann im Rahmen eines Bandscheibenvorfalls auftreten, gelegentlich auch bei Wirbelgleiten, oft in Kombination mit einer angeborenen Enge des Wirbelkanals.
Symptome
- Rückenschmerzen
- Schwächegefühl in den Beinen, Gangunsicherheit
- Besserung beim Vorbeugen des Rumpfes
- Sensibilitätsstörungen sowie Lähmungen der Beine
Diagnose
- Klinische Untersuchung und Erhebung der Krankengeschichte
- Neurologische Untersuchung
- Untersuchung mittels bildgebender Verfahren (Röntgen, CT, MRT)
Therapie
- Physikalische Therapie
- Infiltration
- Operation (wenn bereits Nervenausfälle wie Lähmungen, Taubheitsgefühl oder Funktionsstörungen vorhanden sind): Ziel der Operation ist entweder die Beseitigung des einengenden Gewebes, damit keine Druckbelastung mehr auf die Nervenstränge einwirkt, oder die Erweiterung des Spinalkanals.
Unter dem Facettensyndrom versteht man Rückenschmerzen, die von den kleinen Zwischenwirbelgelenken (Facetten) ausgehen.
Ursachen
- Fehl- und Überlastung des Wirbelsäule
- Erkrankung der Bandscheiben
- Unstabile und/oder verformte Wirbelsäule
- Rheumatische Erkrankung
- Übergewicht
- Schwäche der Rückenmuskulatur
Symptome
- Rückenschmerzen mit Ausstrahlung in das Gesäß, die Leiste und/oder die Beine (wenn Lendenwirbelsäule betroffen ist)
- Ausstrahlende Schmerzen in Schulter und Arme (wenn Halswirbelsäule betroffen ist)
- Tiefsitzender Rückenschmerz (Lumbago), der vor allem bei Belastung und im Tagesverlauf zunimmt und sich beim Hinsetzen oder Anwinkeln der Beine bessert
- Bewegungseinschränkung der Lendenwirbelsäule mit morgendlichem Steifheitsgefühl
- Schmerzverstärkung beim Rückbeugen des Rumpfes
Diagnostik
- Erhebung der Krankengeschichte (Anamnese)
- Ausführliche körperliche Untersuchung
- Labortests
- Bildgebende Untersuchungen
Therapie
- Medikamentöse Schmerztherapie
- Infiltration
- Physiotherapie
Unter Wirbelkörpergleiten (Gleitwirbel) versteht man eine fehlende Verbindung zwischen dem oberen und unteren Gelenksfortsatz (Interarticularportion des Wirbels). Fast immer ist die Lendenwirbelsäule betroffen.
Ursache
Ursache für einen Gleitwirbel ist zumeist eine Spondylolyse - darunter versteht man die Bildung eines Spalts im Gelenkfortsatz eines Wirbels (Unterbrechung des Wirbelkörperbogens), wodurch es zu einer Instabilität der Wirbelkörper untereinander kommt. Die daraus resultierenden Schmerzen entstehen durch die Instabilität im betroffenen Segment.
Die Spondylolyse tritt sehr häufig verschleißbedingt durch Fehlbelastung, als Folge einer abgenützten Bandscheibe oder beim Ausüben bestimmter Sportarten (z.B. Stabhochsprung, Speerwerfen) auf. Sie kann aber auch die Folge einer angeborenen Fehlentwicklung sein.
Symptome
- Kreuzschmerz ohne radikuläre Ausstrahlungen
- Instabilitätsschmerzen bei langem Stehen oder langem Sitzen
- Bildung eines Hohlkreuzes oder eines Rundrückens unter dem betroffenen Segment
Diagnose
- Röntgen
- Magnetresonanztomografie (für die weitere Therapieplanung bei anhaltenden Schmerzen)
Therapie
- Physiotherapie
- Lumbalbandagen
- Operation
Muskulär bedingte Rückenschmerzen
Schmerzen, die durch hartnäckige Muskelverspannungen zumeist im Bereich der Wirbelsäule, dem Schulter-Arm-Bereich oder der Hals-Nacken-Region auftreten, lassen sich unter dem Begriff myofasziales Schmerzsyndrom zusammenfassen. Diesen Typ von Schmerz verspürt man meist am Ort des Geschehens (lokale Schmerzen). Um die Schmerzen zu vermeiden, wird oft unbewusst eine körperliche Fehlhaltung angenommen und unnatürliche Bewegungsabläufe werden ausgeführt, die ihrerseits zu zusätzlichen Muskelverspannungen und Schmerzen führen können.
Ursache
Muskulär bedingte Rückenschmerzen sind die weitaus häufigste Ursache für Rückenschmerzen. Sie sind jedoch nicht das Symptom einer schweren Erkrankung, sondern Reaktionen auf die tägliche Belastung und Überlastung bzw. Fehlbelastung unseres täglichen Lebens:
- Überlastung durch Heben und Tragen schwerer Gegenstände
- Gewohnheitsmäßige Fehlhaltungen des Rückens: z.B. falsches Sitzen am Arbeitsplatz, langes Autofahren
- Bewegungsmangel, untrainierte Rückenmuskulatur
- Übergewicht
- Stress, Anspannung, starke seelische Belastung oder Angst können ebenfalls zu einer Verspannung des ganzen Körpers führen
Symptome
- Lokale Schmerzen im Bereich Hals/Nacken/Schulter/Arm/Wirbelsäule
- Verhärtete Muskulatur („Knötchen“)
- Verstärkung der Schmerzen bei Berührung
- Bewegungseinschränkung
Diagnose
- Krankengeschichte (Anamnese)
- Ertastung der myofasziale Triggerpunkte (verhärtete Knötchen) - Auf Berührung verstärken sich die Beschwerden meistens
Therapie
- Medikamentöse Schmerzlinderung
- Örtliche Betäubung der Triggerpunkte (Injektion eines Lokalanästhetikums)
- Physiotherapie
Vorbeugung
Zu vermeiden sind Fehl- und Überbelastungen des Bewegungsapparates, wichtig sind eine rücken- und gelenkfreundliche Lebensgestaltung. Regelmäßige Bewegung ist eine der wichtigsten Vorbeugungsmaßnahmen, ideal sind sanfte Ausdauersportarten wie z.B. Walking oder Schwimmen.
Entzündlich bedingte Rückenschmerzen
Bei der Sakroiliitis handelt es sich um eine Entzündung im Iliosacral-Gelenk, welches das Kreuzbein mit dem Becken verbindet (Kreuz/Darmbein-Gelenk).
Ursache
Häufig ist eine entzündlich-rheumatische Erkrankung der Wirbelsäule dafür verantwortlich, in seltenen Fällen eine Infektion.
Symptome
- Schmerzen im Bereich der unteren Lendenwirbelsäule mit teilweiser Ausstrahlung in die Beine und das Gesäß
- Betonte Schmerzsymptomatik in der Nacht und den frühen Morgenstunden
- Beschwerdebesserung durch Bewegung (z.B. Aufstehen aus dem Bett)
- Taubheitsgefühl
- Lähmungserscheinungen
- Abgeschwächte Reflexe
Im weiteren Verlauf der Erkrankung treten die Schmerzen auch an der restlichen Wirbelsäule auf und diese beginnt sich zu versteifen (Morbus Bechterew).
Diagnostik
- Krankengeschichte (Anamnese)
- Körperliche Untersuchung
- Labortests
- Bildgebende Untersuchung
Therapie
- Medikamentöse Schmerztherapie
- Physiotherapie
- Infiltration
- Heilstollentherapie
Bei der Spondylitis handelt es sich um eine Entzündung der Wirbelkörper. Wenn sie auch auf die Bandscheiben übergreift, wird das als Spondylodiszitis bezeichnet.
Ursache
Bakterielle Infektion
Symptome
- Starke Rückenschmerzen im Entzündungsbereich
- Rheumatische Symptome (Müdigkeit, Erschöpfung, Fieber)
- Ähnliche Symptome wie bei einem Bandscheibenvorfall (Muskelschwäche, Empfindungsstörungen und ausstrahlende Schmerzen im Bereich der Beine sowie Störungen der Blasen- und Darmfunktion), wenn durch die Entzündung auch das Nervengewebe erreicht wird
Diagnose
- Röntgen
- Labortest
Therapie
- Schonung (Bettruhe unter ärztlicher Aufsicht im Krankenhaus)
- Antibiotika (oral oder intravenös)
- Operation
- bei Abszessbildung
- wenn der Knochen bereits zerstört wurde
- wenn konservative Therapie versagt
- bei neurologischen Ausfällen
Die Methode der Wahl ist die Ausräumung des Entzündungsherdes, Entlastung der Nervenstrukturen und Stabilisierung der betroffenen Wirbelsäulenabschnitte.
- Krankengymnastik (nachdem Entzündung abgeklungen ist)
- Rehabilitation
- monatelang Kontrolluntersuchungen und Labortest (6-9 Monate nach der Operation)
Verletzungsbedingte Rückenschmerzen
Ein Schleudertrauma ist eine Verletzung, bei der es meist durch einen (Auffahr)unfall von hinten zu einer Überbiegung der Halswirbelsäule kommt.
Symptome
Die Beschwerden beim Schleudertrauma kommen meist erst ein bis zwei Tage nach dem Unfall zur vollen Ausprägung:
- Nacken- und Kopfschmerzen
- "Steifer Hals“, Bewegungseinschränkung des Kopfes
- Verspannung der Muskulatur im Schulter-Nacken-Bereich
- Gelegentlich Schwindel, Übelkeit, Erbrechen, Müdigkeit, Schlafstörungen, Ohrgeräusche und Konzentrationsstörungen
- Kribbelgefühle und leichte Empfindungsstörungen in den Armen
- Lähmungen (deuten auf eine schwerere Schädigung wie einen Halswirbelbruch mit Nerveneinklemmung hin)
Diagnose
- Allgemeine körperliche Untersuchung
- Neurologische Untersuchung
- Röntgen (zur Feststellung von Knochenbrüchen im Bereich der Wirbelsäule und des Schädels)
- CT oder MRT (bei Nervenausfällen)
- Spezielle neurologische Untersuchungen (z.B. Ableitung der Nervenleitgeschwindigkeit oder Elektromyogramm)
Therapie
- Schonung: Ruhigstellung der HWS („Halsmanschette“)
- Medikamentöse Schmerztherapie
- Physiotherapie
Ein Wirbelkörperbruch entsteht typischerweise durch starke Gewalteinwirkung. Je ausgeprägter die Verletzung (Knochen, Bandscheiben, Bänder), desto größer ist die daraus resultierende Instabilität.
Ursachen
- Verletzungen, Unfälle
- Knochentumore
- Knochenentzündung
- Osteoporose
- Rheumatische Erkrankungen
Symptome
- Plötzlich einsetzende Rückenschmerzen
- Schmerzhafte Bewegungseinschränkung
- Gefühlsstörungen, Lähmungen und Blasen-Mastdarm-Störungen (bei Verletzung des Rückenmarks)
Diagnose
- Krankengeschichte
- Körperliche Untersuchung
- Neurologische Untersuchung
- Bildgebende Verfahren
Therapie
- Konservative Behandlung
- Erhaltung oder Verbesserung der Nervenfunktionen
- Wiederherstellung der normalen Achsenverhältnisse
- Heilung der verletzten Strukturen
Bei tumorbedingten Wirbelbrüchen muss die Grunderkrankung behandelt werden.
Reichen diese Maßnahmen nicht aus, muss eine Operation erwogen werden.